Nachwuchsmangel bei Tierärzten
KRISE IN DER TIERARZT-BRANCHE: ZU VIELE HAUSTIERE, ZU WENIG FACHKRÄFTE-NACHWUCHS!
Auch die Veterinärmedizin bleibt vom akuten Nachwuchsmangel nicht verschont, wie Dr. Uwe Hörügel, Präsident der Sächsischen Landestierärztekammer, zugeben muss. Auch wir in Stuttgart finden schwer Personal in der Tierarzt Branche.
Die Hintergründe des Mangels seien vielfältig, so der Experte. So spiele beispielsweise auch die in den vergangenen Jahren stark steigende Zahl an Haustieren in deutschen Haushalten eine Rolle (2017: 23,2 Millionen, 2023: 34,4 Millionen): Je mehr zu betreuende Tiere es gibt, desto mehr Mediziner werden natürlich gebraucht.
Zu wenige deutsche Hochschulen bieten außerdem ein Veterinärmediziner-Studium an, dazu kommen extrem hohe Studienkosten. Nicht gerade attraktiv für viele Schulabgänger also.
Zudem sei die Scheu vor der eigenen Praxiseröffnung unter jungen Hochschulabsolventen sehr hoch: „Viele PraxisinhaberInnen, die in den Ruhestand gehen, finden daher keine Nachfolger.“
Immer mehr Haustiere in Deutschland
Einer der Gründe für den Mangel in Nutztierpraxen ist, dass Haustiere hierzulande eine immer wichtigere und zahlenmäßig wachsende Rolle spielen. Über 25. Mio. Hunde und Katzen leben mittlerweile in deutschen Haushalten. Daher wächst der Bedarf an Kleintierpraxen, aber ebenso der Wunsch vieler Studierenden, in diesem Sektor zu arbeiten, sagt Prof. Thomas Vahlenkamp. In Folge entstehen Lücken in der qualifizierten Versorgung anderer Bereiche. Dazu gehört neben der Nutztiermedizin das öffentliche Veterinärwesen mit der Lebensmittelhygiene, dem Tierschutz und der Tierseuchenbekämpfung, so der Dekan.
Um dem Mangel an Tierärzten zu begegnen, „müssen wir an den bestehenden fünf veterinärmedizinischen Bildungsstätten in Deutschland mehr ausbilden“, forderte der Wissenschaftler.
Flächendeckende Versorgung in Gefahr
Bereits auf dem Jahreskongress des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt) zur EuroTier im vergangenen November wurde das Thema Nachwuchsmangel in Nutztierpraxen diskutiert. Der bpt-Geschäftsführer Heiko Färber schlug dort Alarm: Der Mangel an tierärztlichem Nachwuchs sei inzwischen so gravierend, dass eine flächendeckende Versorgung nutztierhaltender Betriebe ernsthaft in Gefahr sei. Wenn es keine Tierärzte mehr gibt, könnten keine Nutztiere mehr gehalten werden, so die logische Konsequenz.
Mit als Grund nannte Heiko Färber neben anderem ein unzureichendes Auswahlverfahren für das Tiermedizin-Studium oder eine überbordende Bürokratie, die verhindere, dass ausgebildete Tierärzte und Tierärztinnen sich selbständig machten mit eigener Praxis.
Inzwischen seien infolge des Mangels auch bereits Überlegungen zur Nutzung von Telemedizin im Gespräch.