ÜBERFÜTTERTE HAUSTIERE
Wenn er brav war, gibt’s ein Leckerli: Hunde können schnell fett ansetzen. Das erleben wir immer wieder in unserer Tierarzt Praxis am Wormser Platz in Stuttgart: Doch nur das Futter rationieren reicht nicht aus – wie dicke Hunde abspecken können.
„Coffee kann essen, was sie will, Kandis muss das Futter nur anschauen, dann wird sie schon dick“, sagt Anna Matyssek. Die Studentin beschäftigt sich seit 14 Jahren intensiv mit Hunden, trainiert sie auch für TV-Auftritte und achtet genau darauf, dass sie in Form bleiben.
Rippen zeigen, ob der Hund zu fett ist
„Bei mir bekommen sie nur einmal am Tag Futter, da ich ihnen auch Kunststücke beibringe, müssen sie auch noch Hunger auf die Leckerlis haben“, sagt sie. Regelmäßig ertastet sie die Rippen der Hunde, der beste Indikator für eine schlanke Linie. „Die sollte man spüren, ohne wühlen zu müssen“, sagt sie.
Auch Jürgen Zentek, Professor am Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin, empfiehlt dieses Vorgehen: „Man sollte die Rippen und die Wirbelsäule spüren können, aber nicht sehen.“ Außerdem sollte der Hund von oben betrachtet eine deutliche Taille haben.
Wer vermutet, dass sein Haustier zu dick sein könnte, kann mit einigen Verhaltensregeln Abhilfe schaffen – ohne dem süßen Dackelblick widerstehen zu müssen: „Wichtig ist: Keine Radikalkur machen, ein Hund muss immer essen“, rät Emily Darab.
Die Tierarztpraxis, in der sie arbeitet, bietet eine Futterberatung an. „Light-Futter kann eine Lösung sein, man kann aber auch einfach die Menge reduzieren“, sagt sie.
Leckerlis sind wahre Kalorienbomben
Meist sei es jedoch nicht die reguläre Nahrung, die den Hund zu dick werden lässt, sondern die Leckerlis. „Die sollte man von der Hauptmahlzeit abziehen, das sind wahre Kalorienbomben“, sagt Darab.
Jürgen Zentek, der in Berlin Studien zu dem Thema leitet, macht oft die Beobachtung, dass es den Haltern trotz guter Absichten nicht gelingt, den Hund weniger zu füttern.
„Das ist psychologisch für das Herrchen oder Frauchen nicht einfach.“ Er empfiehlt deshalb, ein bisschen zu schummeln und das Futter einfach großzügig mit Gemüse zu strecken. So ist der Napf trotzdem voll.
Sogenanntes BARF-Futter (Biologisches Artgerechtes Rohes Futter), das gerade sehr in Mode ist, kann laut Zentek eine Möglichkeit unter vielen sein, den Hund gesund und schlank zu halten.
Es sollte aber auf keinen Fall als Allheilmittel betrachtet werden. Damit wird der Hund wie früher die Wölfe ernährt: Es wird ausschließlich rohes Fleisch, Knochen und Gemüse gefüttert.
„Gut ist natürlich, dass die Nahrung eine geringere Verdaulichkeit hat und der Hund länger satt ist. Durch den hohen Proteingehalt hat das Tier außerdem eine höhere Wärmeproduktion, wobei es Fett verbrennt“, sagt Zentek.
Kastrierte Hunde besonders anfällig
Besonders bei frisch kastrierten Hunden muss man auf die Ernährung achten. „Sie neigen dazu, sehr schnell Fett anzusetzen, da sollte man die Futtermenge ganz genau im Blick behalten“, sagt Ulrike Falbesaner, die den Ausschuss Hundehaltung bei der Bundestierärztekammer leitet.
Kastration ist neben falscher Ernährung jedoch nur einer der möglichen Gründe für eine Fettleibigkeit des Hundes. Wie beim Menschen könnten auch verschiedene Erkrankungen wie Diabetes oder eine Schilddrüsenunterfunktion schuld sein.