Haustiere werden immer älter
Auch in unserer Tierarzt Praxis in Stuttgart zu beobachten: Haustier werden immer älter
Manchmal bleibt der kleine Kerl einfach stehen und weiß nicht mehr, wo er ist. Mops Fred hochbetagt, hilfsbedürftig, oft orientierungslos, sieht und hört nur noch wenig, die Hinterbeine schmerzen. Fred hat schon seit ein paar Jahren Demenz. Die Besitzerin hat sich ganz auf seine Bedürfnisse eingestellt, hegt, pflegt, umsorgt und fördert das Tier, das seit elf Jahren bei ihr und ihrem Mann lebt.
Bei Hunden im Alter von 12 bis 13 Jahren gibt es Demenz.
Im Alter von 15 bis 16 Jahren sind schon zwei von drei Hunden vom Dysfunktionssyndrom betroffen. Und unter den sehr alten Katzen um die 16 Jahre haben rund 50 Prozent Demenz, in dem Fall „felines“ Syndrom genannt. Also insgesamt eine Riesenzahl.
Ganz wichtig sei frühe Intervention.
Wenn Tierbesitzer Auffälligkeiten bemerken, ist es oft schon fast zu spät. Schwierig: Die Anzeichen fallen unterschiedlich aus, Demenz entwickelt sich fortschreitend, ist meist begleitet von anderen Erkrankungen und nicht leicht zu trennen von normalen degenerativen Alterserscheinungen.
Die Nervenzellen können nicht mehr richtig arbeiten.
Dies wird hervorgerufen durch Veränderungen des Gehirn-Stoffwechsels oder auch Entzündungen und Ablagerungen von Eiweißen. Das Tier wird langsamer, manche verlernen eingeübte Kommandos, es kommt zu Verwirrung, schlechtem Schlaf – und auch zu Verhaltensveränderungen. Eigenbrötlerisches Verhalten und Rückzug sind Beispiele. Häufig treten Gelenkschmerzen oder Zahnerkrankungen auf.
Prävention kann helfen.
Dazu gehört eine passende zuckerarme Ernährung – mit bestimmten Fettsäuren, die als Energiequellen für die älteren Tiere gut nutzbar sind und Entzündungsreaktionen vorbeugen. Wird Demenz diagnostiziert, gehört entsprechend spezielles Futter auf jeden Fall zur Strategie. Zentrale Bedeutung haben auch Bewegung und mentale Stimulation. An Medikamenten gibt es nicht viel – einen Wachmacher bei andauernd schlechtem Schlaf oder ein Mittel zur Durchblutungsförderung. Es ist wichtig, das Tier aufmerksam mit Blick auf Veränderungen zu beobachten.
Katzen gehen gerne ihre eigenen Wege – und fallen daher eher mal aus dem Blick. Anzeichen für Demenz können sein, dass die Katze ängstlich wirke, weniger Aktivität und Interaktion zeigt. Sehr häufig: Katzen miauen auffällig laut, schreien nachts geradezu – das Tier versuche sich damit zu lokalisieren.
Bewegung hilft
Es kommt auch vor, dass die Katze das Katzenklo nicht mehr findet – ebenso wie der sonst stubenreine Hund nicht mehr anzeigt, wenn er mal muss, und sich stattdessen in der Wohnung entleert. Demenz bedeutet nicht nur für die erkrankten Tiere, sondern auch für deren Familien Veränderungen. Mit Geduld und der richtigen Fürsorge lässt sich das Fortschreiten der unheilbaren Erkrankung verlangsamen.
Sie achtet auf Bewegung und Regelmäßigkeit. Jeden Morgen massiert sie ihrem Mops die schmerzenden Hinterbeine. Dann geht es zwei- bis dreimal am Tag raus – stets dieselben vertrauten Kurzstrecken und sehr langsam. Das hilft ihm zurechtzukommen. Schon eine Bürgersteigkante bedeutet eine Herausforderung. Fred war einmal sehr stürmisch und lebendig. Jetzt ist er langsam, unsicher.
Interaktion mit anderen Vierbeinern fällt aber aus: Von anderen Hunden will er gar nichts mehr wissen. Früher war er immer gut drauf, war sehr interessiert an den Weibchen, aber inzwischen mag er gar keinen Kontakt mehr. Nachts wacht der Mops oft auf und wirkt völlig verloren. Fred ist ein vorsichtiger, feiner Charakter, nicht aggressiv und zum Glück noch sauber. Er schafft es, sich bemerkbar zu machen – und dann ab durch die Wohnzimmertür in den Garten. In Menschenjahre umgerechnet ist Fred fast 100 Jahre alt.
Da viele Haustiere inzwischen sehr alt werden, wächst auch die Aufmerksamkeit für das Thema. Aktuell ist es aber oft noch so, dass Mediziner vor Ort lediglich Begleiterkrankungen etwa am Herzen, an der Niere oder an den Gelenken diagnostizieren und behandeln. Das Gehirn ist bisher nicht so im Fokus, aber das kommt immer mehr.
Tierbesitzern hilft es oft, wenn sie Klarheit bekommen und die Diagnose Demenz gesichert gestellt wird. Ähnlich wie beim Menschen gilt auch für Hunde und Katzen: Alter ist ein Risikofaktor, aber keine Ursache für Demenz. Man muss viel stärker präventiv arbeiten. Für ein glückliches Leben gehört ein gesundes Gehirn dazu.
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