„Mitnehmen statt abgeben“ heißt dagegen ein anderer Trend aus Amerika. Dort bringt nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes jeder Vierte sein Haustier mit in den Betrieb. Am 5. Juli sollen Vierbeiner nun auch Bremens Arbeitsplätze in einem Pilotprojekt erkunden. Der Bremer Tierschutzverein veranstaltet dazu den ersten „Dog Day“ in Deutschland. Rund 50 Betriebe vom Friseurgeschäft bis hin zur Bank wollen mitmachen.

„Nicht nur für Hund und Herrchen ist das die optimale Lösung“, sagt Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel. Ein Hund im Büro wirke motivierend, senke den Blutdruck und helfe beim Stressabbau. Statt der Zigarettenpause eine Viertelstunde mit dem Hund raus – vielleicht leben Hundehalter deshalb gesünder als ihre Kollegen ohne Tier. Doch das Modell „Hund am Arbeitsplatz“ passt nicht immer. So kann es Probleme geben, wenn Kollegen große Angst vor Hunden haben oder der Besitzer in der Produktion arbeitet. „Neben dem Fließband hat das Tier nichts zu suchen“, fordert Apel.

Hundetagesstätten sieht der Tierschutzbund dagegen kritisch. „Sie sind teuer und ersetzen nicht Herrchen und Frauchen“, bemängelt Apel. Ein solches Betreuungsangebot mache nur dann Sinn, wenn der Besitzer in Ausnahmesituationen darauf zurückgreife. „Ich kann mir nur ein Tier anschaffen, wenn ich auch dafür sorgen kann.“ Wenn sich der Tierliebhaber für einen Hund entscheide, müsse er sich bewusst machen, dass er das Tier nicht acht Stunden allein lassen könne.

„Ich würde niemandem, der jeden Tag acht Stunden arbeitet, zu einem Hund raten“, sagt auch Corinn Anyanwu. Sie leitet mit ihrem Mann Chima die Bremer HuTa, zusätzlich arbeiten beide als Hundetrainer. Nach ihrer Meinung schadet der Aufenthalt in der HuTa den Tieren aber nicht, wenn sich die Besitzer nach der Arbeit intensiv mit ihnen beschäftigten: „Bei den meisten unserer Kunden haben sich einfach die Lebensumstände geändert“, erklärt Corinn. „Paare trennen sich, Arbeitszeiten werden verlängert, und plötzlich kann der Hund nicht mehr betreut werden.“

Bis 19 Uhr betreuen die Anyanwus ihre Schützlinge, bei Bedarf sogar über Nacht und am Wochenende. Die Einrichtung ist gleichzeitig Pension. „Viele Kunden haben eine Zehnerkarte für die Tagesbetreuung. Die kostet 135 Euro und hält bei den meisten zwischen zwei und drei Wochen“, sagt Chima. Rentable Massenaufbewahrung in Zwingern liegt den Anyanwus fern: „Wir machen das lieber klein, aber fein“, betont Corinn. „Am Tag haben wir zwischen zehn und zwölf Tiere zu betreuen“, erklärt die Tierliebhaberin, „wildfremde Hunde nehmen wir nicht auf“.

Ein Probebesuch ist Pflicht: Nach einer Stunde in der Einrichtung ist klar, ob sich der Hund mit den anderen Vierbeinern im Tagesrudel versteht und mit den Anyanwus zurecht kommt. Für Hündin Karla ist das jedenfalls kein Problem: Fröhlich tobt sie mit alten Bekannten über das Außengelände, bis sie am Abend wieder abgeholt wird. (Internet: www.dogcity-bremen.de, www.bremen-tierschutzverein.de)